Asche zu Asche

Im «Anzeiger» vom Dienstag legte Frank Rutishauser noch seine Ziele für die nächste Legislatur dar, nun ist er per sofort zurückgetreten und steht auch als Kandidat nicht mehr zur Verfügung. Mit der Gegenkandidatur von Bruno Steinemann habe sein Entscheid nichts zu tun, sagt er: «Mein Rücktritt stand für mich Anfang Januar fest.» Er wolle sich nicht rechtfertigen müssen gegen verleumderische und persönlichkeitsverletzende Anschuldigungen von Leuten, die nie mit ihm ein persönliches Gespräch gesucht hätten, so Rutishauser. Unfair behandelt fühlt er sich nicht nur von vier seiner Ratskollegen, sondern auch von den Gemeindepräsidenten in umliegenden Dörfern. Wegen Amtsgeheimnisverletzungen habe er zudem die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Als Leistungsausweis seiner Gemeinderats-Zeit führt Rutishauser den Jugendraum auf, die Einführung von HRM2, die Kündigung der Kommunalpolizei, die Einheitsgemeinde, den stabilen Steuerfuss, Schuldenabbau und zuletzt die Gründung der IKA Sozialdienst Unteramt und den Austritts-Beschluss aus dem Spitalzweckverband. An einer Kurz-Klausur wird der Gemeinderat Bonstetten die Ressorts nun aufteilen. Den Lead übernehmen gleichberechtigt die Vizepräsidenten Roger Mella und Christina Kienberger, in enger Zusammenarbeit mit dem Gemeindeschreiber. Im Vordergrund steht die Rückkehr zur Normalität. (tst.) ................................................... > Mitteilung des Gemeinderats Bonstetten auf Seite 3 Frank Rutishauser per sofort zurückgetreten Bezirksrat hat Gesuch bereits gutgeheissen Frank Rutishauser legt sein Amt als Gemeindepräsident von Bonstetten per sofort nieder. Das hat der Bezirksrat am Dienstag gutgeheissen. anzeigen Weiss Medien AG I Obere Bahnhofstrasse 5 I 8910 Affoltern am Albis I Telefon 058 200 5700 I Telefax 058 200 5701 I www.weissmedien.ch I Auflage 25 470 I AZ 8910 Affoltern a. A. aus dem bezirk affolternI Nr. 021 I 172. Jahrgang I Freitag, 16. März 2018 Lehrstellenmarkt Kampfwahlen Raum für Verwaltung «Schönste Ortschaft» Seewadel muss warten Die Gemeindeversammlung Wettswil entscheidet über die ehemalige Bibliothek. > Seite 3 Gemeindeversammlung Affoltern schickt den Projektierungskredit an die Urne. > Seite 8 In Mettmenstetten stellten sich die Kandidierenden für Gemeinderat und Schulpflege vor. > Seite 5 Nadia Hausheer, designierte Gemeindepräsidentin von Aeugst, im Interview. > Seite 9 Jugendliche und Arbeitgeber konnten sich in Dietikon kennenlernen. > Seite 8 - - - Morgen Samstag, 17. März, führt die Zürcher EVP ihre 101. ordentliche GV im Kasinosaal Affoltern durch – zum ersten Mal im Knonauer Amt. Kantonsrat Daniel Sommer hat den Event mit Verpflegung und Nachmittagsprogramm organisiert, er kann auf ein stattliches Team von Helfenden zählen. Auch wenn die EVP die älteste Volkspartei im Kanton ist, überzeugt sie durch jugendlichen Elan und eine wertorientierte und verlässliche Politik. Affoltern heisst die Delegierten aus dem Kanton herzlich willkommen! (pd.) Die kantonale EVP tagt in Affoltern 101. Delegiertenversammlung Die EVP des Kantons Zürich ist mit Volldampf unterwegs. Bewegt vom 100-Jahre-Jubiläum im letzten Jahr und beschwingt durch die Rückkehr in den Stadtzürcher Gemeinderat. EVP-Kantonalpräsident Hanspeter Hugentobler an der 100-Jahre-Feier. (Bild zvg.) Inzwischen werden im Kanton Zürich über 80 Prozent der Verstorbenen kremiert. Dieser Trend ist auch Remo Buob, dem Leiter des Bestattungsamts in Wettswil, nicht entgangen: «Im Jahr 2017 gab es in Wettswil 35 Bestattungen. Nur zwei davon waren Erdbestattungen.» Er sieht für diese Entwicklung verschiedene Gründe. Einer davon liegt in den gesetzlichen Vorgaben. Gemäss kantonaler Bestattungsverordnung haben Erdund Feuerbestattungen nicht früher als 48 Stunden und nicht später als sieben Tage nach dem Tod zu erfolgen. Das bringt die Hinterbliebenen in Zeitnot. «Manchmal leben die Angehörigen auf der ganzen Welt verteilt und können nicht innerhalb von wenigen Tagen zur Beerdigung anreisen.» Bei der Feuerbestattung hingegen bestehe nach der Kremation kein Zeitdruck mehr und die Angehörigen können die Trauerfeier in aller Ruhe planen. Einen anderen Grund sieht er in der Beisetzungsart. Besonders beliebt sind derzeit die Gemeinschaftsgräber. In der Stadt Zürich ist der Anteil zwischen 1986 und 2005 von rund sieben auf über 31 Prozent gestiegen, wie eine Erhebung des städtischen Bestattungs- und Friedhofamts ergab. Inzwischen dürften die Zahlen noch höher sein. Die Beisetzung im Gemeinschaftsgrab setzt die Einäscherung voraus und hat für die Hinterbliebenen mehrere Vorteile. So fällt für sie lediglich für die Grabplatte eine einmalige Gebühr an. Um die Grabpflege inklusive Wässerung und Blumenschmuck kümmert sich die Gemeinde. Für den Trend hin zur Kremation gibt es allerdings noch einen anderen Grund: Über die sterblichen Überreste kann nach der Einäscherung frei verfügt werden – und die Möglichkeiten für individuelle Trauerrituale sind grenzenlos. (lhä) ................................................... > Bericht auf Seite 11 Asche zu Asche ... Kremationen werden immer populärer In der Schweiz hat sich in den letzten Jahren ein Wandel in der Bestattungsform abgezeichnet. Erdbestattungen verlieren an Bedeutung, Feuerbestattungen werden immer beliebter. Erdbestattungen werden seltener, der Trend geht hin zur Kremation. (Bild lhä) Das Gespräch mit Katrin Röthlisberger und Christoph Ehrsam ist sachlich, lässt auch einmal Raum für ein entspanntes Lachen. Die beiden langjährigen Gemeinderatsmitglieder liefern sich eher ein sportliches Kräftemessen um die Nachfolge des zurücktretenden Gemeindepräsidenten Hanspeter Eichenberger als einen Kampf. Ausser Finanzvorstand Christoph Ehrsam und Katrin Röthlisberger, die dem Hochbau vorsteht, bewerben sich auch Sicherheitsvorstand Michael Keller und Gesundheitsvorstand Fritz Kurt erneut für einen Sitz im Gemeinderat. Neu in den fünfköpfigen Gemeinderat einziehen möchten Miriam Fischer Wolf, Compliance Officer, und der Landwirt Traugott Trachsler. Landwirt oder Compliance Officer? Traugott Trachsler, geboren 1965, ist in Wettswil aufgewachsen. Der Vater zweier Teenager ist der einzige im Dorf verbliebene Grossviehhalter. Er kandidiert als Parteiloser: «Ich bin kein Weltveränderer und muss das Rad nicht neu erfinden. Deshalb will ich nicht Parteipolitik in den Gemeinderat tragen, sondern mich in das Gremium als konstruktives Mitglied einfügen. Ich finde es wünschenswert, dass wieder einmal ein gebürtiger Wettswiler im Gemeinderat Einsitz nimmt.» Die 1981 geborene Miriam Fischer Wolf ist die offizielle SVP-Kandidatin. Sie hat jahrelange Erfahrung als Compliance Officer bei diversen Banken vorzuweisen. Früher lebte sie bereits einige Jahre in Affoltern und Aeugst. Für ihr Studium in Banking and Finance zog sie nach Zürich. Als aktives Mitglied der Jungen SVP kandidierte sie für den Nationalrat und wäre ins Stadtzürcher Parlament nachgerutscht, doch es kam anders: «Als Mutter zweier kleiner Kinder und aktive Reiterin, wollte ich schon länger ins Säuliamt zurückkehren. Als wir in Wettswil ein Haus kaufen konnten, griffen wir zu – und ich verzichtete auf den Sitz im Zürcher Gemeinderat. Nun bin ich am Masterstudium an der Uni Zürich und möchte mich im Gemeinderat Wettswil politisch einbringen.» Umstritten ist auch die Primarschulpflege Wettswil: Neben den Bisherigen Roger Schmutz (Präsident), Fabiola Gramsamer, Matthias Gretler und Barbara Laasch kämpfen Claudio Roten und Cécile Simonet um einen der fünf Sitze. Umgekehrte Situation bei der reformierten Kirchenpflege Stallikon-Wettswil: Für die sieben Sitze bewerben sich bisher Marion Suter und Remo Vanossi. Für das Präsidium ist keine Kandidatur auf der Liste der Wahlvorschläge aufgeführt. ................................................... > Gespräch mit Katrin Röthlisberger und Christoph Ehrsam auf Seite 7 Freundschaftliches Duell ums Gemeindepräsidium Vorschau auf die Wettswiler Gemeindewahlen Wenn sich Katrin Röthlisberger, FDP, und Christoph Ehrsam, parteilos, miteinander unterhalten, würde kaum jemand ahnen, dass sie mitten im Wahlkampf stehen: Gemeinsam haben sie entschieden, der Bevölkerung eine Auswahl für das Gemeindepräsidium zu gewähren. Sie treten beide an, ohne sich zu bekämpfen. ................................................... von bernhard schneider

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Freitag, 16. März 2018 11 Bezirk Affoltern ratgeber steuern Hans Ulrich Meuter, lic. iur. und dipl. Steuerexperte Abzüge Das Ausfüllen der Steuererklärung wird jedes Jahr komplizierter. Ich musste sie daher dieses Jahr von einem Treuhänder ausfüllen lassen. Wo kann ich diese Kosten abziehen? Die Kosten für die Erstellung der Steuererklärung sind nicht abzugsfähig. Wie sind Unterstützungszahlungen ins Ausland nachzuweisen? Geldzahlungen ins Ausland sind anhand von Post- oder Bankbelegen nachzuweisen. Aus diesen Belegen muss sowohl der Leistende als auch der Empfänger klar ersichtlich sein. Ich habe eine neue Stelle angetreten und bin umgezogen, da mein Arbeitsweg sonst zu lang wäre. Kann ich die Umzugskosten bei den Berufsauslagen geltend machen? Nein, Umzugskosten gelten als privater, nicht abzugsfähiger Lebensaufwand. Wie hoch ist der Versicherungsprämienabzug bei Erwerbsaufgabe im Laufe der Steuerperiode, bei gleichzeitigem Wegfall der Beiträge an die 2. Säule und 3. Säule a? In dieser Steuerperiode gelten noch die tieferen Ansätze, da in dieser Steuerperiode noch Beiträge an die 2. Säule und 3. Säule a geleistet wurden. Kann ich meine Schuldzinsen unbegrenzt in Abzug bringen? Schuldzinsen können nur insoweit in Abzug gebracht werden, als diese den Bruttoertrag aus beweglichem und unbeweglichem Vermögen (inkl. Eigenmietwert) und weitere 50 000 Franken nicht übersteigen. Welche Abzüge kann ich als Wochenaufenthalter geltend machen? Vom anerkannten Wochenaufenthalter können als Berufsauslagen zusätzlich abgezogen werden: Die Mehrkosten für auswärtige Verpflegung (3200 Franken/Jahr); die tatsächlichen Kosten (ortsübliche Miete) für ein auswärtiges Zimmer; die Kosten der wöchentlichen Heimkehr (Kosten des öffentlichen Verkehrsmittels). Dabei ist zu beachten, dass ab 2016 der Fahrkostenabzug bei der direkten Bundessteuer auf 3000 Franken beschränkt ist. Ab der Steuererklärung 2018, welche Sie im Jahr 2019 einreichen werden, gilt bei der Staatssteuer eine Beschränkung auf 5000 Franken. Unsere 26-jährige Tochter ist in Erstausbildung. Die Zahnarztrechnung von 8000 Franken haben wir für sie bezahlt. Können wir als Eltern diesen Betrag unter Ziffer 22.1 der Steuererklärung abziehen? Ja. Sofern die Eltern für den Lebensunterhalt des Kindes aufkommen und ihnen somit ein Kinderabzug zusteht, können sie die von ihnen getragenen Krankheits- und Unfallkosten abziehen. Ein Selbstbehalt von 5 % des Nettoeinkommens ist jedoch zu beachten. Quelle: Steueramt FAQ. Sie waren zu viert zu einem Rundflug um das Matterhorn aufgebrochen. Die Maschine blieb unauffällig, bis der Pilot auf 2000 Metern plötzlich das Tempo drosselte. Es ruckelte kurz, dann öffnete sich die Schiebetüre. Und als der Helikopter 15 Minuten später zur Landung ansetzte, war einer der vier nicht mehr am Leben. So beginnen Krimis, so enden Leben. Nicht aber dieses: Der Mann war beim Abflug bereits tot. Was sich in luftiger Höhe abgespielt hatte, war kein Mord, sondern eine Windbestattung. Organisiert hatte sie Thomas Mischler im Auftrag der Hinterbliebenen. Der Bestatter aus Hünenberg stellt fest, dass die Zahl derer, die auf einem Friedhof beerdigt werden, seit Längerem rückläufig ist. «Mehr als die Hälfte der Angehörigen holt die Urne nach der Einäscherung ab.» Ein Schmuckstück aus Doras Asche In der Schweiz sind Bestattungen liberal geregelt. Anders als beispielsweise in Deutschland herrscht hierzulande keine Friedhofspflicht. Das ermöglicht es den Hinterbliebenen, die Asche nach der Kremation mitzunehmen. Was später damit passiert, bleibt ihnen überlassen. Manche bewahren die Urne zu Hause auf, andere übergeben die sterblichen Überreste in einer Zeremonie der Natur. So hat Thomas Mischler kürzlich eine Bestattungsfeier organisiert, bei der die Asche mit einer Drohne auf einem Berg verstreut wurde. Auch eine Windbestattung mit dem Heissluftballon hat er schon ermöglicht. Ob Wind-, Wasser-, Erd- oder Waldbestattung: Das Angebot ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Für die Wasserbestattung auf Seen, Bächen und Flüssen werden Urnen aus ungebranntem Porzellan verkauft, die sich nach einigen Stunden zersetzen. Wer die liebste Person im Wohnzimmer präsent haben möchte, der bestellt eine Deko-Urne aus Glas, Ton oder Metall. Diese kann – getarnt als edles Wohnaccessoire – auf dem Sideboard oder auf dem Salontisch platziert werden. Wer seine letzte Ruhe nicht in weltlicher Umgebung finden mag, lässt sich in einer Kapsel in den Orbit schiessen. Und die Angehörigen sind per Webcam oder auf dem Startgelände live dabei. Doch längst wird die Erinnerung auch im Web gepflegt. Auf Gedenkportalen können Hinterbliebene Todesanzeigen schalten, ein Foto hochladen, eine virtuelle Kerze anzünden – oder dem Verstorbenen symbolisch einen Stern schenken. Und wer seinen Lieblingsmenschen auf sich tragen will, lässt sich aus dessen Asche einen Erinnerungsdiamanten pressen. Darfs ein bisschen mehr sein? Den Möglichkeiten scheinen keine Grenzen gesetzt. Dem Budget auch nicht. Eine Deko-Urne kostet je nach Material und Aufwand ein paar Hundert Franken, den 0,3-karätigen Rohdiamanten gibt es ab 4300 Franken, während das Plätzchen in der Rakete bei einem deutschen Anbieter ab 11 000 Euro zu haben ist. Algordanza AG, die Herstellerin des Diamanten, spürt eine steigende Nachfrage bei ihrem Angebot. Auf Anfrage teilt das Unternehmen mit, man habe 2017 weltweit 1000 Diamanten verkauft. Seit der Gründung im Jahr 2004 hat die Schweizer Firma expandiert und ist mittlerweile in 35 Ländern vertreten. Trotz erheblicher Kosten trifft das Angebot einen Nerv. Warum sollte mit dem Ableben die Individualität enden? Wer ein Leben lang die eigenen Grenzen gesucht und gesprengt hat, möchte sie nach dem Tod nicht auf einem halben Quadratmeter neben Müller und Meier finden. Thomas Mischler formuliert es so: «Der Tod und die Geburt eines Menschen sind etwas Einmaliges. Es sind Rituale, die sich hinterher nicht korrigieren lassen. Deshalb liegt den Angehörigen besonders viel daran, sie würdig und im Sinn ihrer Liebsten zu gestalten.» Wettswil geht mit dem Trend der Zeit Den Erinnerungsdiamanten hat seit einem Jahr auch die Gemeinde Wettswil im Besprechungszimmer ausgestellt. Der Leiter des Bestattungsamts, Remo Buob, möchte ein zeitgemässes Angebot bieten. «Trauerarbeit ist etwas sehr Individuelles. Mir liegt viel daran, dass unsere Bürger die Bestattung so durchführen können, dass es für sie stimmt.» Seit einem halben Jahr arbeitet er deshalb mit einem Anbieter von Spezialurnen zusammen und stellt einige von dessen Einzelstücken aus. Auf Wunsch informiert er die Hinterbliebenen über die verschiedenen Bestattungsmöglichkeiten. Jeder Kanton regelt das Bestattungswesen anders. Im Kanton Zürich sind die Gemeinden gemäss Bestattungsverordnung verpflichtet, die Bestattung durchzuführen und die Kosten zu übernehmen. Dazu vereinbaren die Gemeinden einen Rahmenvertrag mit einem Bestattungsunternehmen – für sämtliche 14 Säuliämtler Gemeinden ist «Bossardt Bestattungen» engagiert. Dieses bietet dann einen Standard-Service, der die «schickliche Bestattung» der Verstorbenen ermöglicht. Für Feuerbestattungen ist in Wettswil eine ockerfarbene Ton-Urne vorgesehen. Wer sich für eine der ausgestellten Varianten entscheidet, bezahlt den Aufpreis. Noch ist das Spezialangebot nicht besonders populär. «In Wettswil entscheiden sich 90 Prozent der Angehörigen für die Standard-Variante», weiss Remo Buob. Die Gründe sieht er darin, dass in Wettswil noch immer acht von zehn verstorbenen Personen auf dem Gemeindefriedhof beigesetzt werden. «Spezialurnen sind eher gefragt, wenn die Angehörigen die Asche des Verstorbenen mitnehmen.» Sterben ist kein Tabu mehr Gleichwohl stellt Remo Buob fest, dass die Wettswiler Bevölkerung sich immer intensiver mit dem Thema Tod auseinandersetzt. Vor ein paar Jahren hat die Gemeinde eine «Wegleitung im Todesfall» verschickt. Darin können die Bürger ihre Wünsche rund um die Bestattung vermerken und das Dokument bei der Gemeinde hinterlegen lassen. Tritt der Todesfall ein, orientieren sich die Mitarbeitenden am letzten Willen des Verstorbenen. Etwa ein Prozent der Wettswiler hat eine solche Bestattungsanordnung deponiert. Es gibt auch Einzelfälle, die bereits ihre Todesanzeige hinterlegen liessen. Parallel dazu häuft sich gemäss Remo Buob die Anzahl der Beratungen. «Ich führe durchschnittlich zwei Gespräche pro Monat.» Längst kann die Bestattungsplanung auch digital erledigt werden. Die Plattform deinadieu.ch bietet sich als «Erstes Dialog- und Serviceportal zum Lebensende» an. Darauf kann von der Trauerkorrespondenz bis hin zum Redner und zur Musik die gesamte Zeremonie geplant werden. Auch Testament, Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag können vorbereitet werden – und als jüngere Zeiterscheinung sogar der digitale Nachlass. Gemäss Nicolas Gehrig, CEO von DeinAdieu, wurden im Jahr 2017 zwischen 500 bis 600 Planungen auf seiner Plattform durchgeführt. Auch Thomas Mischler glaubt, dass das Thema Tod ein Stück von seinem Schrecken verloren hat. Für ihn ist das Interesse an vorzeitiger Planung und alternativen Bestattungsformen jedoch nicht ausschliesslich auf den Drang nach Individualität zurückzuführen. «Im Lauf der letzten Jahre hat rund um das Thema Tod eine Enttabuisierung stattgefunden», stellt er fest. Und resümiert: «Alternative Bestattungsformen sind keine Zeiterscheinung, es gab sie bereits früher, bloss wussten die wenigsten über das Angebot Bescheid, weil man sich mit dem Thema nicht auseinandersetzte.» Aus Dora wird ein Diamant Kremationen nehmen zu – und mit ihnen die Vielfalt an Bestattungsarten Feuerbestattungen eröffnen den Hinterbliebenen neue Möglichkeiten in der Bestattung ihrer Liebsten. Die Nachfrage nach individuellen Ritualen steigt. Die Gemeinde Wettswil hat den Trend erkannt und ihr Angebot angepasst. ................................................... von livia häberling Deshalb stellt er in der Gemeindeverwaltung eine Auswahl an Holz-, Metallund Tonurnen aus. Auch diese Varianten gehören zum Sortiment. Unter gewaltigem Druck und enormer Hitze entsteht aus der Asche eines Menschen ein Diamant. Die Herstellung dauert fünf bis acht Monate. (Symbolbild Salomon Schneider) Remo Buob, dem Leiter des Bestattungsamts Wettswil, ist der individuelle Trauerprozess ein Anliegen. (Bilder Livia Häberling) anzeige

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